Gestern las ich einen Artikel darüber, dass unsere Kinder zu sehr verwöhnt seien und wir Eltern daran Schuld sind.
Als Eltern hat man doch eigentlich an allem Schuld und kann es niemanden Recht machen. Sind die Kinder zu selbstbewusst und hinterfragen viel, dann fehlt ihnen die harte Hand. Sind sie in der Öffentlichkeit still und höflich, sind die Eltern viel zu streng. Egal was man macht, wie die Kinder sich bewegen: immer gibt es jemanden, der daran was auszusetzen hat. Wer kennt ihn nicht diesen Satz: „Also wenn das meine wären…!“ (Was genau dann wäre, sagt derjenige meist nicht. )
Ich hatte zornige Kinder. Die Trotzphase wurde ausgelebt, mit allen Möglichkeiten, die dieser kleinen Person inne wohnte. Da wurde geschrien und sich auf dem Boden gewälzt, Türen geschmissen und der Koffer zum Auszug gepackt und widersprochen und um sich getreten. Ich erinnere mich an eine Situation, wo das Kind schreiend auf dem Gehweg stand, das Fahrrad lag auf dem Boden. Ich stand mit dem anderen Kind daneben und wartete geduldig, bis der Sturm vorbei geht. Mehrere Passanten gingen an uns vorbei. Es wurde mit dem Kopf geschüttelt, vorwurfsvoll mich oder wahlweise das Kind angesehen. Irgendwann kam eine Frau, redete auf das Kind ein, hob dessen Rad auf und drückte es diesem in die Hand. Ich brachte mich in Sicherheit, denn ich wusste, was gleich kommen wird. Und richtig: das schreiende Kind nahm das Rad, schmiss es wieder auf den Boden, trampelte darauf rum und hinterließ eine etwas irritierte Frau, die – mich mitleidig ansehend – schnell davon eilte.
Wenn ich jetzt Familien in ähnlichen Situationen antreffe, dann lächel ich die Eltern an und weiß, dass sie nicht böse sind und das Kind nicht gestört. Sie brauchen diesen Moment, um wieder ein Stück reifer zu werden.
Es gibt sie nicht, die perfekte Erziehungsanleitung. Wäre es so, gäbe es nicht in jedem Buchladen eine Fülle an Erziehungsratgebern.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Eltern es so gut machen, wie sie können und wie sie glauben, ihren Kindern einen optimalen Start ins Leben zu geben. Jeder muss dabei seinen Weg finden.
Hallo Bianca,
die Situation, die beschreibst, kennen ich gut. Irgendwann mal ist mir dabei aufgegangen, dass, – wenn jemand in dieser Art und Weise eingreift, oder besser gesagt übergreift, – dass er Aspekte von sich selbst nicht aushält.
Trotzdem gebe ich frank und frei zu, dass ich ganz froh bin, dass diese Phase nun langsam hinter mir liegt. Ich zähle ja langsam zur „Groß-“ generation. Jannick ist zwar erst 14, aber er ist der jüngste in seiner Cousin-/Cousinenrunde. An anderer Stelle bin ich schon Großonkel… Ich beginne langsam einen anderen, einen distanzierteren Standpunkt für mich einzunehmen.
Hab einen schönes Wochenende. Für mich der letzte Urlaubstag, ich will wenigstens einmal heute noch in die Ostsee heute, und morgen geht’s dann zurück.
Schöne Grüße vom Darß
Jürgen
Hallo Jürgen – ich bin ebenfalls froh, dass es vorbei ist. Als Großtante sehe ich dem Treiben bei meinen Nichten mit einer gewissen Erleichterung zu und kann mich entspannt zurücklehnen. In solchen Momenten frage ich mich nur, wie ich solche Situationen meistern würde, wenn ich erst später Kinder bekommen hätte…
Ich wünsche Dir einen angenehmen Einstieg in den Arbeitsalltag!
Herzliche Sonntagsgrüße
Bianca
Also nee, solche Kinder, Bianca! Wenn das meine wären…