Berlin wird spießig!

In Berlin laufen immer wieder Kampagnen unterschiedlichster Art und Weise für die Stadt. Die aktuelle ist Übertitelt mit „Hilf Berlin; Berlin zu bleiben.“ Darunter sieht man unterschiedlichste Prominente, die alle irgendwie schräg und besonders sind. Angesichts der momentanen Lage, ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Überall in der Stadt werden Häuser verkauft oder einzelne Wohnungen. Die Gentrifizierung ist im vollen Gange. Ein angestammtes kleines Theater im Prenzlauer Berg muss wahrscheinlich schließen, weil die Anwohner es zu laut finden. Die Kulturbrauerei bekommt Ärger, weil die Anwohner sich über Lärmbelästigung beschweren. Die gleichen Menschen sind in diesen Kiez gezogen, weil sie ihn so toll fanden und alles so verrückt und hipp war. Nun wohnen sie hier, haben alteingesessene Mieter verdrängt und klagen sich ihren Kiez so, wie sie ihn hätten. Ohne zu bemerken, dass der Charme verloren geht, dass Existenzen dabei sterben.

Da frage ich mich doch, warum sie nicht in ihrem verschlafenen Nest irgendwo in Westdeutschland geblieben sind. Denn genau so sieht es in manchen Gegenden jetzt schon aus. Als sie in die Straße mit den vielen Kneipen zogen, konnten sie sich nicht denken, dass es im Sommer laut sein wird unter dem Fenster? Als sie in der Nähe einer Kulturstätte mit mehreren Clubs zogen war ihnen nicht bewusst, dass es um 22 Uhr nicht schlagartig ruhig wird?

Neulich war ich bei einem Freund im Prenzlauer Berg essen und er zeigte mir Läden, die in seiner Straße neu besetzt sind. Die alten Besitzer gaben auf: zu teure Miete, ein sich beschwerendes Publikum. Jetzt sieht man durch Schaufenster in große leere Räume mit einem Tisch in der Mitte, an dem ein Mensch an einem teuren Computer sitzt und wahrscheinlich irgendwas mit Medien macht.

Wir leben in einer Großstadt und Städte verändern sich – in Berlin leider nicht zum Besseren. Wir werben damit, besonderes zu sein, eine tolle Atmosphäre zu haben. In einigen Jahren müssen wir uns nur fragen, wohin diese Atmosphäre verschwunden ist. Denn im Augenblick scheint die Spießigkeit die Oberhand zu gewinnen.

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