Manchmal freue ich mich, wenn Klischees bedient werden.
Hier auf „meinem“ Hof laufen jede Menge Männer rum, die all die Klischees bedienen, die von Handwerkern im Umlauf sind: sie laufen mit freiem Oberkörper rum (jetzt gerade nicht, wenn es wieder wärmer ist), reißen dreckige Witze, sind stark, haben einen rauen Umgangston, lösen jedes Problem (um nur mal einige zu benennen). Ist eine Frau in der Nähe, dann verfallen sie in eine Art Platzhirschverhalten und versuchen sich darzustellen und zu produzieren, als gelte es, viele Konkurrenten im Rennen um die Weitergabe ihrer Gene auszustechen.
Heute Morgen beim Holz hacken, bekam ich die Axt nicht mehr aus dem Holzstück. Alle meine Bemühungen schlugen fehl. Ich legte das gute Stück beiseite und wartete, bis der erste Kollege kam. Diesen fragte ich, ob er die Axt befreien könne. Der Blick, mit dem der Kollege die Axt und das Holzstück in die Hand nahm, könnte man mit mitleidig beschreiben. Er sagte so was wie – komm Kleine, ich mach das, geh mal beiseite. Lässig, mit nur einer Hand, schlug er das Holzstück mit der darin festgeklemmten Axt auf den Holzblock und es tat sich – NICHTS. Ein weiteres Mal versuchte er – möglichst mit lässigem Gesichtsausdruck – die Axt aus dem Holzstück zu bekommen. Es passierte wieder nichts. Und dann war sein Ehrgeiz geweckt und die Fassade fiel und mit beiden Händen schlug er wild auf den Hackklotz ein, das Gesicht zur Faust geballt. Irgendwann löste es sich und dann begann er, die Holzstücke neben dem Hackklotz alle klein zu machen. Wahrscheinlich dachte er sich, sein angeschlagenes Bild korrigieren zu können, indem er mir jetzt den gesamten Wintervorrat klein macht.
Ich hab ihn machen lassen – ich will doch nicht, dass sein Selbstwertgefühl leidet und so ganz nebenbei muss ich die nächsten Wochen wohl kein Holz mehr hacken.