Immer wieder stehen wir im Leben an Punkten, an denen wir Entscheidungen treffen müssen: sei es privater Natur, im beruflichen Leben oder als Mitglied einer Gemeinschaft. Die Menschen gehen ganz unterschiedlich mit diesen Situationen um – manche überlegen viel im Vorfeld, wägen ab, loten aus, stellen Szenarien her und spielen die unterschiedlichsten Ausgänge durch. Wieder andere fragen ihren Bauch und entscheiden dann. Und dann gibt es die, die gar nicht viel überlegen, sondern schauen, was die anderen machen und ihre Hand heben, wenn sie alle heben. Nicht selten ärgern sie sich hinterher – aber das ist ein anderes Thema.
Diejenigen, die viel überlegen und abwägen und Szenarien erstellen, würden nie zu einer Entscheidung finden, wenn ihnen nicht die Zeit im Nacken säße. Für die „Bauchmenschen“ ist oft alles klar und die „Armheber“ haben ohnehin kein Problem.
Gestern sollte es im Verein zu einer Abstimmung kommen. Viel wurde im Vorfeld an Informationen herum geschickt, es wurde in kleinen Gruppen darüber diskutiert und abgewogen, das Für und Wider besprochen. Jetzt also die Entscheidung: Projekt ja oder nein.
Es kam zu keiner Entscheidung, denn es wurden in dieser Runde Bedenken geäußert, Gegenvorschläge gemacht, neue Aspekte eingeworfen, die eine Entscheidung schwer gemacht hätte.
Ich war mit diesem Ausgang zufrieden. Jeder kann so noch einmal für sich überlegen, was er wirklich will, ob er es will, in welcher Form er es will. Es ist natürlich nicht leicht, so etwas auszuhalten, aber nur so funktioniert eine Gemeinschaft in der demokratisch entschieden wird, in der Mitsprache nicht nur ein geflügeltes Wort ist, sondern gelebt wird.
Denn: Es ist besser, ein Problem zu erörtern, ohne es zu entscheiden, als es zu entscheiden, ohne es erörtert zu haben. (J. Joubert)