„Der moderne Mensch kann mit Advent und Weihnachten nichts mehr anfangen. Er hat aber noch keinen vergleichbaren Ersatz gefunden.“ (G.Kropp)
Weihnachten steht vor der Tür und mit dem Fest einher gehen die neuen Regelungen zur Pandemie. So richtig weiß wohl keine*r, wer wen wie besuchen darf und wer mitkommen kann und wer nicht.
Plötzlich habe ich den Eindruck, dass alle unbedingt ihre Familien sehen wollen und es ganz schlimm finden, dass jetzt nur noch ein kleines Treffen möglich ist. Ich bin ganz verwundert, denn in den letzten Jahren hörte ich oft stöhnen, dass Weihnachten so anstrengend sei mit all den Besuchern und Besuchen und dem Terminstress. Endlich können wir Weihnachten mal die schwere der Bedeutung nehmen und uns nur mit unseren unmittelbaren Lieben umgeben.
Ich habe noch nie verstanden, was an Weihnachten so großartig sein soll. Ja, es gibt Geschenke und bis zu einem bestimmten Alter ist das in Ordnung, aber irgendwann gerät man in so einen Strudel aus Beschenkt werden und selber schenken und hetzt von Laden zu Laden, in der Hoffnung, eine Inspiration zu bekommen. Im besten Falle werden uns Wünsche mitgeteilt, die wir erfüllen können.
Mal ehrlich – wo bleibt da der eigentliche, wirkliche Gedanke dieses Festes?
Da ich nicht gläubig bin, habe ich mit diesem Ereignis nichts Emotionales verbunden. Vielleicht die Tatsache, dass es einen Baum gab und Geschenke, lecker Essen und wir uns als Kernfamilie mal länger im Stück gesehen haben.
Ich entstamme einer Familie von Schichtarbeiter*innen. Gefühlt hatte in jeder Woche irgendjemand Nachtschicht, so dass ich mich nur auf Zehenspitzen in der Wohnung bewegen konnte. Gemeinsame Mahlzeiten gab es nicht so viele. Wir waren selten alle zusammen zur selben Zeit am selben Ort. Weihnachten kam es dann schon mal vor, dass wir uns alle zur selben Zeit an einem Tisch befanden.
Mit den eigenen Kindern hatte ich das Gefühl, von Familienfeier zu Familienfeier hetzen zu müssen und eigentlich nur unterwegs gewesen zu sein. Mit dem Älterwerden der Kinder und dem Tod der Eltern fiel auch das weg und ganz ehrlich – mir ist eine Last von den Schultern genommen. Nun gibt es keine Verpflichtungen mehr. Alles, was an diesen Tagen geschieht, ist gewollt und willkommen.
Habt trotz allem Irrsinn, der gerade da draußen um sich greift, eine schöne und vor allem geruhsame Zeit.