Sonntag stand die Stadt ganz im Zeichen des Marathons. Die Straßen waren schon Tage vorher abgesperrt und die Laufstrecke durch blaue Markierungen kenntlich gemacht.
Sonntag früh fiel der Startschuss und mit ihm auch der von mir und der Freundin, denn die Freundin spielt in einer Combo, die zum Anfeuern am Rand der Strecke stand.
Ich bin immer mal wieder im Laufe der Jahre an der Strecke gewesen, aber noch nie so hautnah und lange wie gestern. Da waren die klaren Favoriten, die scheinbar alle denselben Turnschuhsponsor hatten (zumindest hatten alle den selben quietschrosa Turnschuh an) und dem sicheren Weltrekord entgegen liefen. Im Schlepptau allerlei Autos und Fahrräder und Motorräder, die filmten und knipsten und Zeiten zuriefen und was weiß ich nicht noch alles. Ob das gesund ist, so im Abgas der Begleitfahrzeuge zu laufen?
Dann kamen die Verfolger – alle ebenso sportlich und dynamisch. Es folgte ein langes, langes Mittelfeld. Und sie liefen und liefen und liefen. Wir standen an Kilometer 36 und die Läufer sahen zu diesem Zeitpunkt noch alle halbwegs gut aus. Nach einer größeren Lücke kamen dann die „Freizeitsportler“. Viele von denen sahen nicht so aus, als wenn sie in irgendeiner Weise Spaß am Laufen haben. Da wurde sich dahin geschleppt, teilweise gelaufen, gehumpelt, von Begleitern geschoben, gezogen. Ich frage mich: warum macht man so etwas? Warum nimmt man solche Strapazen auf sich? Ist dabei sein wirklich alles?
Für uns am Rand war es ein toller Tag: die Sonne schien, die Musik war mitreißend und hat für gute Laune gesorgt, wir sahen die verschiedensten Menschen an uns vorbei laufen (Jesus mit einem Kreuz auf dem Rücken, ein Feuerwehrmann in voller Montur, verkeidete Läufer mit lustigen Kostümen) und spürten die Energie, die bei solch einem sportlichen Großereignis in der Luft liegt.