Als die #MeToo Debatte aufflammte, hatte ich kurze Zeit die Hoffnung, dass es zu einem Bewusstsein bei den Männern führt und sie gegenüber sexueller Belästigung und sexueller Gewalt gegen Frauen sensibilisiert werden. Leider folgte dieser Debatte – wie oft bei streitbaren Bewegungen – eine Gegendebatte und dieser blöden Satz „Was darf Mann denn heutzutage eigentlich noch?“ ist bis heute zu hören.
Liebe Männer – wie wäre es mit einem respektvollen Verhalten auf Augenhöhe? Bevor ihr eine Frau wie ein Stück Fleisch in der Metzgertheke betrachtet, denkt kurz darüber nach, dass die Frau vor euch eure Mutter, Schwester, Freundin oder Tochter sein könnte. Wollt ihr wirklich, dass diese euch lieben Menschen so von einem Mann betrachtet werden?
Habt ihr Euch schon mal überlegt wie es ist, ungefragt von einer Frau ans Gemächt gepackt zu werden? Einfach so, wenn ihr danach ist. Absurder Gedanke, nicht wahr? Wir Frauen erleben es – Tag für Tag für Tag.
Heute erst wurde der Mitbewohnerin am helllichten Tag in der Bahn von einem Mann an den Po gepackt. Unter aller Augen – das ist die Realität von uns Frauen. Ein Po-Grabscher hier, ein Busenstreifer dort, ein Schultertätscheln, ein widerlicher Spruch – das, liebe Männer, ist unser Alltag.
Zu unserem Alltag gehört auch, dass wir in der Dunkelheit bestimmte Orte und Plätze nicht betreten können, denn wir müssen befürchten, massiv belästigt zu werden.
Neulich las ich einen tollen Vorschlag: Frauen sollten zukünftig weniger Steuern zahlen, denn wir können den öffentlichen Raum nur eingeschränkt nutzen. Bitte dazu ein Volksbegehren – ich wäre dabei!
(Der ein oder andere Mann, der bis hierher gelesen hat, pumpt wahrscheinlich ganz aufgebracht wie ein Maikäfer, weil ich alle Männer über einen Kamm schere – wie überall, bestätigen Ausnahmen die Regel.)
Es gibt auch Männer welche obige Situationen nachvollziehen können und einschreiten falls sie Belästigungen bemerken. Ob eine Steuersenkung empfehlenswert wäre bezweifle ich, vielmehr würde ich eine volle Gleichberechtigung beim Gehalt und Umgang einfordern. Dafür habt Ihr auf jedem Fall meine Stimme!
Es war eher der Versuch darauf aufmerksam zu machen, dass Frauen in ihrer Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt sind. Schon in frühen Jahren lernt Frau Sachen wie: laufe nicht alleine im Dunkeln, steige immer in den 1. Wagen ein, lass nie Dein Getränk unbeaufsichtigt, nimm nichts von Fremden an usw. usw.
Wir sind in unserer Freiheit sehr eingeschränkt. Das müssen wir immer und immer wieder betonen und laut sagen. Das, was Frauen erreicht haben, darf nicht weniger werden. Deshalb müssen wir immer wieder laut auf eben solche Dinge aufmerksam machen.