Könnt Ihr Euch noch an die Zeit erinnern, als ihr euren Eltern zum ersten Mal ein:e neue:n Partner:in vorgestellt habt?
Man hoffte, dass sie sich wie immer benehmen (oder bitte nicht wie immer). Die Vorstellung war doch, dass sie ganz locker sind und sympathisch rüber kommen, keine seltsamen oder peinlichen Fragen stellen, nichts Unangenehmes aus der Kindheit erzählen und alles so ein bisschen ist wie in der Butter Werbung von früher: die Sonne scheint, im großen Garten ist ein Tisch gedeckt und alle sind gut gelaunt und verstehen sich prächtig.
Wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass dies ein Wunschtraum war.
Warum schreibe ich das hier? Jetzt bin ich auf der anderen Seite: die Mutter, der ein:e neue:r Partner:in vorgestellt bekommt. Ich weiß gar nicht, wie ich mich benehmen soll. Vielleicht hätte ich die ehemalige Mitbewohnerin vorher fragen sollen, was sie sich wünscht. Will sie die Butter-Werbung-Familie? Oder will sie mich, mit all den Ecken und Kanten und vielleicht auch Peinlichkeiten?
Im Vorfeld habe ich zumindest muttertypische Dinge geplant wie das Backen eines Kuchens, warmes Essen (Gott sei Dank vegetarisch, es wird also kein Osterbraten von mir erwartet) und – so das Wetter mitspielt – ein gedeckter Tisch im weitläufigen Garten.
Wahrscheinlich ist die andere Seite genauso unsicher wie ich und die Gedanken im Vorfeld sind übertrieben.
Ein Gutes hat das Kennenlernen in diesen Zeiten aber: die Frage nach körperlichen Annäherungen wie das simple Reichen der Hand oder die Frage, ob man sich bei der Verabschiedung drückt oder so, fällt flach. Ein leichtes Zunicken mit 1,50 m Abstand ist genau angemessen.