Jede:r von uns kennt diesen Spruch: Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Gern auch in der Variante: Wer nicht fragt bleibt dumm.
Fragen, so haben wir schon als Kinder gelernt, bringen neue Erkenntnisse, eröffnen uns Horizonte bzw. bringen Licht ins Dunkel. Es gibt Fragen, die etwas wissen wollen und dann gibt es aber auch Fragen, die folgen ganz anderen Interessen. Es sind manchmal Unterstellungen, die so harmlos als Frage daher kommen. Die Gesprächskultur ist eine andere geworden, oft rauer und nicht immer darauf ausgelegt, neue Erkenntnisse zu gewinnen oder gar den Horizont zu erweitern. Vielmehr geht es um die Manifestierung von Vorurteilen und Annahmen.
In meinem Freundeskreis gibt es mehrere Menschen, die mehr als 2 Kinder haben. Eine davon hat mir neulich erzählt, dass sie tatsächlich gefragt wird, ob es alles Wunschkinder sind. Was will der oder die Fragende denn jetzt hören? Unterstellt diese Frage nicht eigentlich, dass es keine bewusste Entscheidung der Eltern war, mehr als die üblichen 2 Kinder in die Welt zu setzen? Und was brächte die Antwort für den Fragenden für eine Erkenntnis? Bestätigt sich das Vorurteil?
Oder denkt an Fragen wie: „Schämst Du Dich nicht?“ . Da geht es nicht um eine Beantwortung. Ich urteile über den Menschen, den ich mit dieser Frage entgegentrete. Schäm dich gefälligst, sowas macht man nicht, sowas sagt man nicht usw. usw. – kennen wir alle.
Eine große deutsche Tageszeitung hat diese Art der Vorverurteilung und Manipulierung kultiviert. Aber das nicht erst seit den letzten Jahren. Während meiner Schulzeit (und die ist jetzt schon über 30 Jahre her), haben wir mit unserem Lehrer die Strategie hinter den fragenden Überschriften dieser Zeitung analysiert – bis heute muss ich daran denken. Deren Strategie der Unterstellungen und Behauptungen, im Kleid harmloser Fragen, hat sich nicht geändert.
Eine Frage ist eben nicht gleich eine Frage und ja, es gibt dumme Fragen und nein, man darf nicht alles fragen!