Innerhalb der Familie hatte ich eine kleine Diskussion, die sich um die gendergerechte Sprache drehte. Was mit einem vermeintlichen kleinen Witz begann, weitete sich zu einer Meinungsverschiedenheit aus, die so von der Seite des Witzeerzählers sicherlich nicht gewollt war.
Mich ärgert es inzwischen sehr, wenn sich Menschen – insbesondere Männer – über gendergerechte Sprache erregen, wenn sie sich darüber lustig machen und Dinge nachplappern, die ihnen von den Medien vorgegeben wird. Denn wenn diese Menschen (und es sind leider eben nicht nur Männer, sondern auch Frauen) mal etwas intensiver und länger darüber nachdenken würden, dann verstünden sie, dass es nicht Quatsch ist.
Die Sprache ist im stetigen Wandel. Sie ist keine starre Angelegenheit. Wir merken es daran, wie schnell neue Begriffe in unsere Alltagsprache Einzug halten. Nehmen wir Begriffe wie Homeoffice oder Social Distancing – wie selbstverständlich geht das über die Lippen der Menschen. Das Gender-Sternchen (oder der Doppelpunkt, der auch für Menschen mit Sehbehinderung, die eine Lesehilfe verwenden, erkennbar ist) ist eine kleine Möglichkeit, durch die wir sichergehen, dass sich wirklich jede:r angesprochen und vertreten fühlt. Mittlerweile sprechen den Gender Gap immer mehr Nachrichtensprech:innen und Moderator:innen. Bravo! Nur so geht es.
Und warum der ganze „Genderwahnsinn“ (um an dieser Stelle das Familienmitglied zu zitieren) – weil wir Frauen*, Trans*, Inter*, nicht binäre und queer Personen uns beim generischen maskulinum eben nicht mit gemeint fühlen. Wir wollen Sichtbarkeit und Teilhabe – gerade in der Sprache!
Die Sprache bildet ab, was ich sein kann. Wie soll ein kleines Mädchen denn wissen, dass auch sie Präsidentin werden kann, wenn immer nur von Präsident die Rede ist. Das auch sie Bauarbeiterin werden kann, wenn nur von Bauarbeitern die Rede ist.
Betrachten wir das Ganze mal historisch wird einem schnell klar, dass wir Frauen vor 200 Jahren eben nicht mit gemeint waren, wenn da von Jurist, Arzt, Apotheker die Rede war. Das generische maskulinum bildet Hierarchien ab.
Wir rütteln mit dem Gendern in der Sprache an alte patriarchale Strukturen, wir stellen Privilegien in Frage und wollen Teilhabe – in jedem Bereich des öffentlichen Lebens. Ist das unbequem? Aber ja, das ist es. So wie jede Veränderung. Sprache verändert Denken und wenn jede:r das anwendet, dann sind wir einer gerechten Welt wieder ein Stück näher.
Geht heute bitte in den Tag und nutzt bewusst Eure Sprache. Nehmt Euch die Zeit, alle Menschen mit aufzunehmen. Fangt an, gerechter zu sprechen. Es wird allen zu Gute kommen und tut nicht weh!