Am Freitag hatte ich einen Behördentag. Wenn es nicht sein muss, dann drücke ich mich davor. Leider fand ich niemanden, der für mich geht. Im Gegenteil: „Du gehst sowieso? Nimmst Du meine Sachen dann gleich mit?“
Erstaunlicherweise hatte ich keine lange Wartezeit. Ich war zügig dran und breitete meine Angelegenheiten vor der Sachbearbeiterin aus. Irgendwann fauchte sie mich an und ich verstand so etwas wie: „Das ist doch ein normaler Vorgang, warum sagen Sie das denn nicht gleich. Jetzt haben wir das schon entwertet und ich muss wieder einen Bericht schreiben!“ Als ich dann noch wagte zu sagen, dass ich ja nicht wissen kann, was sie unter einem normalen Vorgang verstehe, holte sie so richtig aus: Ich komme ja wohl nicht zum ersten Mal her und das weiß doch wohl jeder….Meine Herren, war die um 8 Uhr schon schlecht gelaunt. Was hatte die Dame denn für einen Morgen, dass sie mich behandelt wie ein dummes Schulkind?
Ich stehe ab und an auch mit dem falschen Bein auf und bin nicht der Strahlemann wie sonst, aber das lasse ich an niemanden aus. Was haben meine Mitmenschen mit meiner schlechten Laune zu tun (außer vielleicht die Verursacher)?
Als ich von meinem Erlebnis einem Kollegen erzählte meinte dieser nur, dass das eben Behörden seien und keine Dienstleister.
Das sehe ich etwas anders: jeder, der mit Menschen zu tun hat, sollte gefälligst freundlich und höflich sein und seine schlechte Laune an der Garderobe abgeben.
Vielleicht ist es mit Behördenmitarbeitern aber so wie mit Hausmeister? Vielleicht dürfen die ja gar nicht freundlich sein?
Aber das wird sich bald ändern. Ab nächste Woche unterrichte ich die zukünftigen Verwaltungsfachangestellten, die dann anschließend in die einzelnen Ämter verteilt werden. Beim 1. Lehrjahr kann man noch Einfluss nehmen und ich werde denen zu aller erst beibringen, dass der Besucher der Behörde König ist. Und wer weiß: wenn ich dann demnächst wieder zu einem Amt komme sitzt mir gegenüber mein ehemaliger Lehrling und ich werde behandelt, wie ich es mir wünsche: zuvorkommend, respektvoll, wertschätzend.
Bis dahin gilt die Devise: immer schön lächeln!