Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern (Aristoteles)

Was ist wahre Freundschaft? Woran erkenne ich, ob jemand ein guter Freund ist und kann Freundschaft zweckgebunden sein?

Freundschaft ist eine besondere Anziehungskraft zwischen Menschen. Eine Verbindung, die wir selber gewählt haben, die ohne gesetzliche Regelungen, offiziellen Gründungsriten oder irgendwelchen gegenseitigen Verbindlichkeiten auskommt.  Wir teilen mit den Freund:innen Gemeinsamkeiten in Form von Erinnerungen und Erfahrungen, sowie zusammen verbrachte Zeit.
Wenn ich mich in der Bahn durchfragen würde, was für jemanden eine wahre Freundschaft ausmacht, erhielte ich sicherlich die unterschiedlichsten Aussagen. Eines würde sich allerdings überall wiederfinden: Wir können uns auf den Menschen, den wir als Freund:in bezeichnen, verlassen. Und dieses Verlassen-können beruht auf einer Freiwilligkeit, was Freundschaft zu etwas sehr Kostbaren macht.
Wissenschaftler haben heraus gefunden, dass ein Mensch nur 2-3 enge Freundschaften im Laufe seines  Leben hat. Kommen neue Freund:innen dazu, verdrängen diese die alten.

Es gibt dieses Sprichwort: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Oft trifft es auf Freundschaften zu, denn wir begegnen unseren Freund:innen in bestimmten  Zusammenhängen, wie Sport, Konzerte, Schule, Ausbildung. Dennoch ist es gut, wenn die Freund:innen einem nicht ständig nach den Mund reden, sondern uns und unsere Entscheidungen hier und da in Frage stellen, dass sie/er uns hin und wieder mit ihren Sichtweisen, Perspektiven, Meinungen irritieren. So bekommen wir Input, der uns letztlich weiter bringen kann.

Am Wochenende hatte ich Besuch von der Freundin. Wir kennen uns seit 36 Jahren und haben gemeinsam Höhen und Tiefen durchstanden, haben Partner:innen kommen und gehen sehen, haben das Aufwachsen der Kinder der anderen erlebt und schon viele tiefgründige und heilsame Gespräche geführt. Und klar hatten und haben wir viel Spaß miteinander. Ich weiß, dass ich ihr 100 Prozent vertrauen kann und egal was ich wann habe – jederzeit kann ich einen Anruf tätigen und bin mir ihrer Hilfe sicher.

Was ist nun mit der Frage, ob eine Freundschaft auf einen Zweck ausgerichtet sein kann? Spontan dachte ich mir: ja klar. Mir fiel die Schulzeit ein, in der wir uns Menschen suchen, die uns über diese Zeit tragen oder während der Ausbildung, im Berufsalltag.
Ich finde, Freundschaften müssen nicht immer ein Leben lang halten. Wenn wir uns in verschiedene Richtungen entwickeln, uns aus den Augen verlieren, dann ist das so. In einer Freundschaft sollten sich beide Seiten wohl fühlen. Ich habe erlebt, wie im weiteren Freundeskreis politische Ansichten weit auseinander gingen, in der über Fragen der Kindererziehung gestritten wurde, in die Leben so auseinander drifteten, dass es keine gemeinsame Grundlage für eine Freundschaft mehr gab.
Mit manchen Menschen bleiben wir ein Leben lang verbunden, andere begleiten uns nur ein Stück des Weges und verabschieden sich. Der Zweck der Freundschaft wurde erfüllt und darüber hinaus gibt es keine Gemeinsamkeiten. Diese Erkenntnis ist oft ernüchternd, allerdings nichts, was verwerflich ist.

„Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern“ – der Ausspruch ist vielleicht etwas theatralisch, aber in meinen Augen treffend.

 

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