Vor Beginn jeden neuen Auftrages stehe ich vor meinem Schrank und überlege verzweifelt, was ich anziehen soll. Die Freundin will schon seit langem mit mir losziehen und einen Businesskleidungseinkaufstag machen. Ich hab da eindeutig zu wenig Auswahl. Eigentlich bräuchte ich mehrere Schränke, um all die Klamotten unterzubringen, die ich besitzen müsste, um entspannt jedem neuen Auftrag entgegen sehen zu können.
Jede Firma hat ihren Dresscode und so steht die Frage im Raum: wie kleide ich mich? „Smart Casual“, „Business Casual“, „Black Tie“, „White Tie“ oder gibt es in der Firma den „Casual Friday“? Ich bin ja froh, dass ich wenigstens weiß, was die Begriffe bedeuten.
Ich finde es immer wahnsinnig kompliziert und beneide die Männer um ihren Anzug. Oft habe ich schon darüber nachgedacht, mir ebenfalls einen Anzug zuzulegen – die Jacke kann ich dann weglassen und zuknöpfen – je nachdem, was nun gerade gefordert ist.
Im Augenblick bin ich für eine Behörde tätig. Die Frauen dort sind schon alle sehr schick angezogen. Morgens im Fahrstuhl beobachte ich, wie sie die flachen Schuhe gegen die hochhackigen Exemplare tauschen. So ganz verstehen tue ich es nicht. Sie sitzen doch ohnehin den ganzen Tag hinter ihrem Schreibtisch. Da sieht kein Mensch, was sie für Schuhe tragen. Und so viel Aufwand für den Gang über den Flur Richtung Küche…Als Freelancer bin ich da schon etwas freier in meiner Wahl. Ich komme nicht unbedingt mit meinen Gartensachen – ich muss mich allerdings nicht ins kleine Schwarze werfen.
Aber das ein oder andere Mal ist es doch notwendig und das sind die Situationen, in denen ich jammernd vor meinem Kleiderschrank stehe: “Ich habe nichts zum Anziehen!“