Nach Wochen auf dem Land, mit überschaubaren Begegnungen im kleinen Rahmen, fuhr ich am Sonntag in die Großstadt zurück. Schon die Zugfahrt war schwierig, da ich so viele Menschen auf einmal gar nicht mehr gewohnt war.
In Berlin dann gleich die kalte Dusche: S-Bahn-Pendelverkehr, ewiges Stehen an den einzelnen Bahnhöfen, betrunkene laut pöbelnde Männer in der Bahn, bettelnde Menschen und ein Lärmpegel, der mich überforderte. Ich setzte meine Kopfhörer auf, um wenigstens ein wenig die Außenwelt auszusperren. Die Stadt zeigte sich von ihrer besten Seite.
Von Besuchern, die nicht in dieser Stadt leben, höre ich ständig „Also ich könnte hier ja nicht leben. Viel zu laut und so schmutzig und die vielen Menschen“. Bisher habe ich das weg gelächelt, denn ich lebe gern in dieser Stadt, fühle mich wohl und genieße die Vorteile. In den letzten Jahren ist es allerdings für mich schwieriger geworden. Ich komme mir vor wie eine alte Frau, die rum jammert, dass früher alles besser war. Mittlerweile nervt mich der Dreck überall und die Rücksichtslosigkeit der Leute, die vielen Autos auf den Straßen, die schlechten Rad- und Fußwege. Wenn ich in mich gehe weiß ich, dass das schon immer laut und dreckig und voll war.
Vielleicht ist es an der Zeit, die große Stadt zu verlassen und den Lebensmittelpunkt zu verlagern, dahin, wo es ruhiger ist und freundlicher um einen herum.
Die Freundin hatte vor ein paar Monaten ein Probewohnen in einem Wohnprojekt fern ab der Großstadt. Es hat nicht funktioniert wegen der Lohnarbeit und damit verbunden das Unterwegssein den ganzen Tag.
Pendeln kann nerven und anstrengend sein und stielt einem wertvolle Lebenszeit. Da kann ich noch so viel versuchen in der Bahn zu erledigen: lesen, stricken, Arbeiten am Laptop – dauerhaft ist das für mich nicht die Lösung.
Also halte ich durch und werde mir hin und wieder die Vorteile ins Gedächtnis rufen. Wo sonst kann ich nachts um 2 noch eine Pizza holen, wenn ich es denn möchte?
Liebe Bianca,
auch wenn ich nicht Bahn gefahren bin, kommt es mir nach einem Monat Ruhe in Ostrau genau so vor. Berlin ist für mich leider nicht mehr das, was es mal war. Und die Politiker lügen wie das Zeug hält. Je mehr Gesetze sie verabschieden, desto weniger Personal gibt es, diese umzusetzen und daher verkommt alles mehr und mehr.
Es ist ein rauer Umgangston – in der Tat.