Die Hälfte meiner Familie lebt als Veganer. Das führt mitunter zu skurrilen Situationen – ich hab an anderer Stelle schon mal dazu geschrieben.
Seit neuesten sind auch harmlose Einladungen bei Freunden, wo jeder etwas zum Buffet beisteuert, eine gefährliche Angelegenheit geworden. Mein Standardmitbringsel sind Bouletten. Sie sind schnell und unkompliziert zubereitet, schmecken mir und ich habe nach so einer Party nicht das Problem, benutzte und mitunter noch halbvolle Schüsseln zu transportieren.
Bei meiner letzten Party-mit-Buffet-Einladung musste ich allerdings feststellen, dass sich in den vergangenen Jahren so einiges geändert hat. Es standen die üblichen Schüsseln mit den üblichen Salaten und Aufstrichen und Broten etc. auf dem Tisch, nur waren alle beschriftet wie etwa: Gluten frei, Laktose frei, Vegan, Vegetarisch und was es sonst noch so zu beachten gilt. Auf die Frage, was denn das sei, was ich da hinstelle, konnte ich zunächst nicht reagieren. Wie sah es denn aus? Boulettiger geht ja nun nicht mehr. Brav sagte ich, dass ich Bouletten mitgebracht hätte. Ob denn da Fleisch drin wäre? Wäre die Party in einem fremden Land gewesen, wo es so ein Essen nicht gäbe, hätte ich die Frage nicht als außergewöhnlich wahr genommen. Aber die Party fand in Deutschland statt, genauer gesagt in Berlin. Hallo, Bouletten? Sind die mit Fleisch? Was soll denn diese Frage? Höflich – wie ich bin – habe ich diese Frage beantwortet. Was es denn für Fleisch sei. Ich war mir nicht sicher, ob irgendwo in einer Ecke eine versteckte Kamera steht. Also nahm ich mir einen Zettel und einen Stift und schrieb drauf: „Bouletten, Rind/Schwein gemischt aus der Kaufhalle, mit Gluten und allen erdenklichen Zusatzstoffen.“ Kann sein, dass ich damit jemanden zu Nahe getreten bin, aber ich hatte keine Lust, den Abend moderierend neben meinen Bouletten zu verbringen.
Und gestern – als ich mit dem Zug von der Freundin nach Hause fuhr – entdeckte ich über meinem Sitzplatz das Schild, dass man hier nichts Tierisches essen darf. Ich dachte nur: Hilfe! Von Veganern umzingelt!
Guten Tag,
wie wär es denn, bevor Sie derartiges in Ihrem Blog posten, wenn Sie sich mit den Gründen befassen würden, aus denen Leute keine tierischen Dinge essen mögen. Es ist ja nicht nur der reine Fleischverzehr. Schauen Sie sich doch mal die Bedingungen in den Schlachthäusern oder Geflügelfarmen, Pelzfarmen, Schweinemastbetrieben und dergl. für Rinder an (um nur ein paar Beispiele zu nennen). Haben Sie schon mal über die Qualen der Wesen bei den Tiertransporten nachgedacht. Diese Wesen fühlen Schmerzen und Qualen so wie SIE (!) und SIE essen deren Fleisch in Form von Bouletten (mit gutem Gewissen?) und machen sich in IHREM Blog über Die lustig, die sich für die Sache dieser Wesen einsetzen. Haben Sie Sie oder kennen Sie so etwas wie Mitgefühl? Ja, bestimmt, wenigstens für IHRE LIEBSTEN – hoffe ich.
Es liegt mir nichts ferner, als mich über andere Menschen lustig zu machen. Jeder soll so leben und glücklich sein, wie er/sie es möchte. Sie haben sich für ein Leben ohne Fleisch entschieden, ich sehe genauer hin, was ich einkaufe und wo und esse weiterhin Fleisch.