Wenn Du die Wahrheit erkennen willst, dann sei nicht für, aber auch nicht gegen etwas. Der Kampf zwischen dem „Für etwas oder gegen etwas sein“ ist die schlimmste Krankheit der menschlichen Vernunft. (aus dem Zen Buddhismus)
Wie treffend doch dieses Zitat in der heutigen Zeit ist, in der ich den Eindruck habe, dass es wieder nur ein dafür oder dagegen gibt und nichts dazwischen.
Warum machen wir uns das Leben gegenseitig so schwer, in dem wir auf unserer Meinung beharren und unseren Kopf durchsetzen wollen.
Ich finde es schade, dass Gespräche gar nicht mehr zustande kommen. Es wird nicht zugehört, sondern abgewartet, bis der/die andere aufhört zu reden, um dann das abzulassen, was die eigene Meinung ist. Ohne auch nur im geringsten Maße auf das Gesagte der Gesprächspartner*in einzugehen.
Ich bin neulich aus einer Diskussionsrunde ausgestiegen, weil es gar nicht mehr um den wirklichen Austausch von Argumenten ging, sondern nur um das sich gegenseitig um die Ohren hauen von Meinungen. Jeder stand da und haute sich auf die Brust und demonstrierte, dass er die einzig wahre Wahrheit kennt.
Am Ende blieben 3 Menschen übrig – alle anderen zogen sich zurück. Was diese drei nicht daran hinderte, sich viel zu viel Raum zu nehmen und den Unmut der anderen zu übergehen.
Wir sollten versuchen, wieder mehr ein „dazwischen“ zu finden. Das bedeutet nicht, keine eigene Meinung haben zu dürfen. Nur ein Beharren auf die eigene Meinung und das nicht Zuhören, wird uns nicht zum Ziel bringen.
Es geht mir häufig ganz ähnlich.
Ich denke, Position zu beziehen hat mit dem Wunsch zu tun, die Welt möglichst eindeutig zu verstehen (oder für sich auszulegen). Tatsächlich ist sie aber eher vieldeutig und vor allem auch vielfach widersprüchlich. Das macht das Reden darüber manchmal zu einer sehr komplexen Sache. Für mich stelle ich fest, dass es mir mit zunehmendem Alter leichter fällt diese Uneindeutigkeit, manchmal die Widersprüchlichkeit und damit auch unterschiedliche Sichtweisen anzuerkennen. Thomas Bauer hat dazu übrigens ein schönes Büchlein geschrieben: Wider die Vereindeutigung der Welt – ein Plädoyer für Ambiguitätstoleranz.
Du hast Recht – vielleicht hat es etwas damit zu tun, die Welt eindeutig zu verstehen.
Mir geht es ähnlich wie Dir – habe ich früher heiß diskutiert und wollte unbedingt mein Gegenüber überzeugen, bin ich heute gelassener. Es gibt einige wenige Themen, die ich noch immer heiß diskutiere. Ansonsten höre ich gern zu und lass mich durchaus von klugen Argumentationen mitziehen.
In den Diskussionen rund um die nun getroffenen Maßnahmen der Regierung gibt es scheinbar nur schwarz und weiß und nichts dazwischen. Das finde ich auffällig.