„Guten Tag, haben Sie ein paar Minuten Zeit?“
Meist beginnt so eine Umfrage oder eine Werbung – auf jeden Fall will jemand auf der anderen Seite des Telefons einer was verkaufen. Manchmal nehme ich mir die Zeit und lasse mich auf die Anrufer_Innen ein. Da ich selbst viel telefoniere, finde ich es interessant, wie die einzelnen auf mich eingehen, sie ihr Produkt oder ihre Dienstleistung anpreisen.
Wenn die Leute nur brav ihren vorbereiteten Zettel ablesen, dann breche ich gleich ab. Ich will überzeugt werden! Manche haben eine anstrengende Stimme – da frage ich mich, wer diese Leute für Telefonmarketing eingestellt hat.
Heute war jemand in der Leitung, der strikt nach dem Geschäftsführer fragte. Niemand Fremdes kommt an einer guten Sekretärin vorbei. Um das zu schaffen, muss man geschickt sein und freundlich und auf die Person am anderen Ende der Leitung eingehen können. Dem Anrufer heute war dies nicht gegeben. Er verlangte von mir in strengem Ton den Geschäftsführer zu sprechen. Ich verweigerte ihm das Gewünschte und fragte im Gegenzug, woher er denn wisse, dass es ein er sei und keine sie (immerhin rief er MEINEN Geschäftsanschluss an). Keine Antwort, stattdessen verlangte er wieder den Geschäftsführer. Also fragte ich ihn, wer er sei und was er wolle. Er könne das nur mit dem Geschäftsführer besprechen. Ich bemerkte, dass er nur über mich an den Geschäftsführer heran käme und er mir schon sein Anliegen erläutern müsse. Er beharrte auf den Chef. Also sagte ich ihm, dass ich an dieser Stelle das Gespräch beenden würde. Nun fing er an, eine Drohkulisse aufzubauen: woher ich denn als Vorzimmerdame einschätzen kann, was für den Chef relevant sei und was nicht und wenn mein Chef erführe, was für ein sehr gutes Angebot ich ihm vorenthalten würde, weil ich ihn nicht durchstellen würde. Ich lächelte und verabschiedete mich.
Er wird wohl kaum Abschlüsse machen, wenn er immer so vorgeht.