Gestern Abend um 23 Uhr klingelte mein Handy – die ehemalige Mitbewohnerin war dran.
Gleich bekam ich einen Schreck – irgendwas ist passiert, sonst würde sie nicht anrufen. Mit zitternden Händen nahm ich den Anruf entgegen: ich habe das Licht im Auto angelassen. Und na klar ist kein Autoschlüssel in der alten Wohnung – alle beide sind in meiner Tasche.
Da stand ich nun und musste entscheiden, was ich mache: fahre ich durch die dunkle Stadt zu meinem Auto und erlöse es von der dauerhaften Innenbeleuchtung oder vertraue ich darauf, dass es bis morgens früh durchhält…
Ich entschloss mich für die zweite Variante und stand heute früher auf , um vor Arbeitsbeginn zu meinem Auto zu radeln. Dazu müsst ihr wissen, dass ich zweimal quer durch die Stadt fahren muss. Vor der Abfahrt fiel mir ein, dass auf der Arbeit ein offizieller Empfang ist, ich also halbwegs vernünftig aussehen muss. Ein Blick in meinen Schrank offenbarte mir, dass nichts Gebügeltes da hing. Das zerknitterte gute Hemd kam in die Fahrradtasche und los gings einmal quer durch die Stadt, unterwegs noch frische Brötchen für die ehemalige Mitbewohnerin eingekauft, Licht im Auto ausgemacht (es brannte noch, was mich hoffen lässt, dass die Batterie lebt), Smalltalk mit den Nachbarn, die genau um diese Zeit die Treppe runter kamen und es für mich zu spät war, in die Wohnung zurück zu springen. Also Lächeln aufsetzen, kurz reden über dies und das, immer wieder betonend, dass ich ja gleich los müsse und doll in Eile bin. Irgendwann hatten sie ein Einsehen und ich schwang mich zurück aufs Rad, um mich Richtung Büro aufzumachen. Dort angekommen stürzte ich in den Wäschekeller und bügelte das zerknitterte Etwas. Ein Kollege kam vorbei, hörte sich meine morgendlich Odyssee an und meinte nur: „Bei Dir geht doch nichts ohne Drama und Aufregung“.
Und jetzt frage ich mich: Bin ich eine Drama-Queen?