Heute Morgen habe ich mich mal wieder gefragt, ob der Verkehr aggressiver geworden ist, oder ich empfindlicher.
Wenn ich mit dem Rad zur Arbeit fahre, muss ich an einer großen Bundesstraße entlang radeln. Bei drei Spuren und einem Fahrradweg sollte man denken, dass es keine Probleme gibt. Leider ist dem nicht so. Weil drei Spuren offenbar den Autofahrern nicht ausreichen, nutzen sie wie selbstverständlich die Fahrradspur. Dass inzwischen Motorräder und Motorroller dort fahren und ich von Zeit zu Zeit an gehupt werde, wenn ich es wage, in der Mitte meiner Spur zu fahren, habe ich hingenommen. Aber das jetzt auch immer mehr Autos mal eben schnell abkürzen wollen und den Weg über meinen Fahrradweg nehmen, finde ich dreist. In solchen Momenten denke ich immer – wo bitte ist die Polizei?
Habe ich diesen Part des Weges heil überstanden, kommt die nächste gefährliche Stelle: die Ampel. Dieses technische Wunderding ist eine ganz praktische und leicht zu verstehende Erfindung. Habe ich rot, bleibe ich stehen, habe ich grün, dann kann ich gehen. Kennen wir doch alle schon aus Kindertagen. Nur leider scheinen einige Autofahrer das vergessen zu haben. Sie haben rot, was bedeutet, dass die Fußgänger und Radfahrer grün haben. Stört diese aber nicht – schnell noch rübergehuscht und ich als Überquererin der grünen Ampel muss aufpassen, dass ich nicht über den Haufen gefahren werde.
Kurz vor meinem Ziel war heute wieder eine typische Situation: ein rechts abbiegender PKW übersah mich und fuhr mal eben los. In letzter Sekunde konnte ich bremsen – bevor mich das Auto überrollen konnte. Wenn Ihr denkt, dass das Auto nun stehen blieb und sich nach meinem Befinden erkundigte – nichts da. Im Gegenteil – da wurde im Inneren des PKWs noch wild gestikuliert, als sei ich Schuld.
Wenn ich nach so einem Ritt im Büro ankomme, bin ich das erste Mal k.o.
Da ich mich nicht mehr aufregen will, sehe ich das Ganze als Survival Camp. Andere Menschen bezahlen viel Geld, um sich eine Woche durch die Wildnis zu schlagen. Ich fahre jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit.
Da fällt mir doch glatt eine neue Geschäftsidee ein…