„Das Leben in vollen Zügen genießen heißt nicht, dass Bahn fahren Spaß macht!“
Also mal wieder Bahnstreik. Das Chaos in dieser Stadt ist ja noch nicht groß genug. Also her mit dem Streik – dann fahren eben keine Züge mehr und dem öffentlichen Verkehr droht der Kollaps.
Gestern Abend saßen die Teenager, die Freundin und ich am Tisch und planten generalstabsmäßig die kommenden Tage: wer muss wo wann sein und welche Verkehrsmittel stehen uns zur Verfügung, welche Sperrungen sind zu beachten (immerhin bereitet sich die Stadt auf 25 Jahre Mauerfall vor und so gibt es Feierlichkeiten, umrahmt von einer Ballonaktion, die bereits jetzt schon Straßenzüge schwer passierbar macht), wer kann zu spät kommen, wer muss pünktlich sein. Es ist erstaunlich, wie man seine Stadt kennenlernt, wenn auf die wichtigsten Verbindungen verzichtet werden muss und man auf andere Beförderungsmittel angewiesen ist. Nun haben wir den Luxus sowohl Bus, U-Bahn und Straßenbahnanbindung vor der Tür zu haben. Trotz allem war aber der heutige Weg zur Arbeit und zur Schule eine abenteuerliche Reise. Während sich die Freundin mit Fahrrad, einer selten fahrenden S-Bahn und 2 verschiedenen U-Bahnen zur Arbeit durchschlug, berichtete der große Teenager von viel zu vollen Bussen, der kleine Teenager von gereizten U-Bahnnutzern. Ich entschied mich fürs Rad und fuhr an 2 Auffahrunfällen vorbei, klemmte mich zwischen kreuzungzuparkenden Autos hindurch und kam ziemlich angespannt im Büro an.
Die Menschen haben erstaunlich viel Geduld und sind – gerade in dieser Großstadt – einiges gewöhnt, aber irgendwann ist der Bogen dann doch mal überspannt. Ich befürchte, dass wir kurz davor stehen…