Montag ist mein langer Tag. Wenn ich um 21 Uhr aus der Volkshochschule komme, habe ich so gar keine Lust mehr, mit irgendjemanden zu reden.
Leider lebe ich nicht in einem luftleeren Raum und treffe immer mal wieder mir bekannte Menschen auf dem S-Bahnhof.
Da hilft das Tragen der Maske ungemein. Wenn ich die auf habe bilde ich mir ein, dass mich niemand so schnell erkennt. So auch gestern – ich kam den Bahnsteig hoch, schaute vorsichtig um die Ecke und sah jemanden stehen, mit der ich wirklich nicht reden wollte. Wie komme ich nun aus dieser Nummer raus? Ich hoffte inständig, dass sie mich nicht gesehen hatte. Noch 10 Minuten, bis meine Bahn kommen sollte. Die ganze Zeit schaute ich in die andere Richtung und drehte mich so halb zur Seite.
Es war noch nie so anstrengend, weg zu schauen. Ich bildete mir ein, wenig auffällig zu sein und total natürlich – wie ich da so verkrampft in die Richtung schaute, in die niemand sah…
Als endlich die Bahn kam, stieg ich ein und bemerkte, dass die Person mich erkannt hatte und wohl spürte, dass ich sie nicht sehen wollte. War mir das peinlich! Immerhin kam sie nicht zu mir. Die Signale, die ich ausgesandt hatte, waren wohl mehr als deutlich.
Hinterher hatte ich mich gefragt, warum ich nicht freundlich rüber genickt hatte und das wars. Vielleicht aus Angst , dass die Person durch mein Grüßen sich ermuntert fühlt, zu mir zu kommen und dann hätte mir der Mut gefehlt zu sagen, dass ich gerade so gar keine Lust habe, mich zu unterhalten.
Nächsten Montag die nächste Möglichkeit, mich im Nein-Sagen zu trainieren.