Dank der modernen Kommunikationsmöglichkeiten, habe ich noch losen Kontakt zu den ehemaligen Mitschüler*innen aus der Abiturzeit. Es hat uns in alle Richtungen verschlagen und wenn ich bedenke, dass wir denselben Beruf erlernt haben, ist die Vielfalt dessen, was aus uns geworden ist, beeindruckend.
Wäre die Vielfalt unserer beruflichen Entwicklung auch so verlaufen, wenn wir nicht das Glück gehabt hätten, dass sich die Grenzen öffneten und wir plötzlich vor der Möglichkeit standen, alles machen zu können?
In letzter Zeit habe ich einige Bücher und Artikel zum Thema Mauerfall, und wie die einzelnen Generationen mit diesem Ereignis zurechtgekommen sind, gelesen. Dabei stelle ich fest, dass meine Generation in diesen Publikationen kaum vorkommt. Dabei hatten wir Glück , zur richtigen Zeit das richtige Alter gehabt zu haben.
Wir hatten einen Beruf und das Abitur in der Tasche und die Welt stand uns offen. Während die Generation unser Eltern damit zu tun hatte, im neuen System zu überleben, den Job zu halten und mit den enormen Veränderungen zurecht zu kommen und die Generation nach uns mit völlig überforderten Lehrern und Eltern konfrontiert waren, die selber gar nicht wussten, wie sie das, was sie überrollte, bewältigen sollten und so sehr ziellos und allein gelassen in die neue Zeit stolperten, waren wir frei und ungebunden und konnten diese aufregende Zeit in vollen Zügen genießen. Wir konnten uns ausprobieren und reisen und Leute kennen lernen, uns selber auf eine andere Art und Weise neu entdecken und Erfahrungen und Erlebnisse sammeln, die uns bis heute prägen.
Plötzlich waren wir nicht mehr in ein enges Korsett geschnürt. Wir konnten uns neu erfinden und machen, worauf auch immer wir Lust hatten.
Dieses tolle Lebensgefühl, dieses Empfinden von „Alles ist möglich!“, hat mich sehr geprägt. Vielleicht kann ich die Grenzenlosigkeit der Möglichkeiten deshalb sehen, weil ich die Enge erlebt habe.