Wenn ich unterrichte, treffe ich immer wieder auf dieselbe Art von Menschen. Da sind die, die wirklich was lernen wollen und sich einbringen und Fragen stellen und das, was ich ihnen sage, versuchen umzusetzen. Dann sind da die Fleißigen, die zuhören und mitmachen, aber bei denen es nicht wirklich im Kopf ankommt. Sie arbeiten ab – das mit größter Sorgfalt. Und dann die, die glauben, schon alles zu können und zu wissen. Lässig räkeln sie sich in der Bank und kommentieren hier und da abschätzig. Nicht vergessen die, die sich verweigern. Aus welchen Gründen auch immer. Sie sitzen mit verschränkten Armen da und machen nichts und das ganz demonstrativ.
In den jetzigen 3 Klassen ist von allem etwas dabei: die Wissbegierigen, die Lässigen, die Fleißigen, die Verweigerer, die ewigen Nörgler und Besserwisser.
Ich verstehe das, was ich da vorn mache, als ein Angebot. Ich kann ihnen zeigen, wie sie zukünftig einen Teil ihrer Arbeit zeitlich effektiver gestalten können, zeige ihnen Arbeitserleichterungen – was sie daraus machen, liegt nicht in meiner Hand.
Gestern bin ich dann doch etwas wütend geworden. Wieso nutzen die Leute denn nicht diesen geschützten Rahmen, um ihr Wissen zu erweitern, warum nehmen sie sich nicht die Ruhe und probieren aus, stellen Fragen, üben das Gezeigte, setzen es um? Wann, wenn nicht hier und jetzt?
Sie haben die Teilnehmer in ihren Kursen gut beschrieben. Als ich noch in der Erwachsenenbildung unterrichtet habe, habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht. Es ist traurig, dass aus menschlicher Dummheit (ohne das der Mensch dumm sein muss) oder egoistischen Gründen, die gemachten Angebote nicht angenommen werden. Da ist das neue Smartphone, die Kleidung viel wichtiger, da dadurch auch das persönliche Ego gestärkt wird. Wenn nun der eigene Untericht nicht gerade einschläfernd ist, dann kann man an der Situation nichts oder nur wenig verändern. Sie haben nur die Möglichkeit eine persönliche Umgehensweise zu finden. Würde der Unterricht richtig verstanden werden, dann lernt der Lehrer durch die Schüler und die Schüler lernen durch den Lehrer.
Und das Ziel des Lehres sollte sein, das sein Schüler ihn in seinem Wissen + Handfertigkeit einmal übertreffen wird. Das würde die Welt voran bringen
Da gebe ich Ihnen Recht Herr Wandel – und ich hoffe, dass mein Unterricht nicht einschläfernd ist. Aber das würden mir die Leute doch hoffentlich sagen. Es sind bisher immer nur wenige, die die Angebote nicht annehmen. Die Menschen sind eben sehr unterschiedlich in dem, was sie wollen und was sie nicht wollen.
Ich stehe seit einigen Jahren nicht mehr vor Klassen in der Erwachsenenbildung. Im Rückblick kann ich aber schon erkennen, welche Auswirkungen das Verhalten von Teilnehmern auf meine Person und meinen Unterricht hatten. Solange der größte Teil der Klasse interessiert war, stimmte es auch mit meiner Motivation. In Kursen in denen zum Beispiel Schulabbrecher 7 – 8 Schuljahr die Teilnehmer waren, veränderte sich auch mein persönlicher Anspruch. Da war dann noch einer oder zwei der Schüler interessiert. Die Auswirkung: Am Abend war ich sehr müde, ohne genau sagen zu können, was ich am Tag gemacht hatte.
Das eigentliche Problem liegt bei den Eltern. Ein Kind das keine Begeisterung + Anerkennung durch die Eltern erfährt ,in dem es sich für die Welt, seine Lebewesen usw. interessiert, wird später in der Schulzeit auch wenig oder kein Interesse zeigen. Die kindliche Neugier + Begeisterungsfähigkeit ist regelrecht von den Eltern abgetötet wurden. (Ein harter Begriff, aber leider stimmt er aus meiner Sicht)
Beobachten Sie sich mal, wie sie damit umgehen. Ich habe dadurch auch einiges über mich und mein Verhalten gelernt.
Ich teile Ihre Meinung, dass viel in den Händen der Eltern liegt.
Mich strengt es ebenfalls an, wenn ich das Gefühl habe, dass das, was ich sage, nicht oder nur wenig ankommt. Mittlerweile sehe ich meinen Unterricht als Angebot an und das versuche ich immer zu verbessern und auf den neuesten Stand zu bringen. Damit geht es mir gut und ich denke, dass das auch bei den Schülern gut ankommt. Zumindest bei denen, die Lust auf Neues haben.
Ja , warum nutzen die das nicht aus? Ist es wirklich so, dass man in der dritten Klasse schön mit verschränkten Armen dasitzt, sich verweigert?!
Worin liegen die Ursachen, dass Kinder nicht lernen wollen? Meine Theorie: ….vielleicht einst ein guter Gedanke, die Schulpflicht, die aber in der heutigen Zeit nichts anderes bedeutet, als Zwang….Zwang für die Eltern das Kind zur Schule zu schicken, „koste es, was es wolle“, ohne Rücksicht auf Verluste 😉 , sonst drohen Strafen, bis hin zur Wegnahme des Kindes und Unterbringung in einem Heim….; Zwang für das Kind, der von den Eltern weitergegeben und übertragen wird. Das alles sind für mich denkbar schlechte Bedingungen etwas zu lernen. Von Natur aus will jedes Kind, jeder Mensch lernen….niemand kommt faul auf die Welt und verweigert das Laufen lernen, das Sprechen lernen , das Lachen lernen. Wenn Kinder noch ganz „neu“ auf der Welt sind, lernen sie von ihren ersten Bezugspersonen….sie beobachten, sie hören, sie fühlen, sie riechen und sie schmecken……sie nehmen Stimmungen auf….;vielleicht verhalten die Vorbilder sich autoritär?,…. kann sein, dass sie es selber so erfahren haben , genau die sind, die fleißig waren, alles schön auswendig gelernt, aber den Inhalt nicht verstanden, ….bereit, für die gute Note die Tasche des Lehrers zu tragen…ihnen wurde schon als Baby beigebracht, dass zu tun, was von ihnen verlangt wird, diese Straregie hat sich für sie als erfolgreich erwiesen…..viel an dem Verhalten von Kindern wird klar, wenn man näher hinschaut, wenn man näher hinschauen kann. Welchem Wahnsinn Kinder heutzutage ausgesetzt sind, musss man sich mal bewußt machen. Die Eltern, leiden mehr und mehr an Zeitmangel….sind gestresst..Burnout…Depression..; immer mehr drängt sich der Leistungsdruck schon in die Kinderseelen…sie sind teilweise aus Zeitmangel der Erwachsenen, teilweise gewollt, den Massenmedien ausgesetzt…… werden bombadiert mit eigens auf sie zugeschnittene Werbung, werden von Anfang an mit Google, Facebook und eigenen Smartpfones groß, in die sich schon jetzt einige geflüchtet haben und mehr Zeit darin verbringen, als in der Realität. Dieses ganze Überangebot, an Allem , macht Erwachsenen schon stark zu schaffen, aber für Kinder ist das einfach too much….Wohlstandsverwahrlosung und ADHS, Frust , Kriminalität ,Gewalt , sind nur ein paar Symptome , die Kinder aus unserer Industiegesellschaft zeigen. In vielen Familien gehen die Partnerschaften auseinander (teilweise eben auch, durch Stress hervorgerufene Krankheiten, Lebenskrisen, Frust am Arbeitsplatz, finanzielle Schwierigkeiten) , das ist heutzutage nichts Besonderes; so z.B. war in einer Klasse meiner Tochter weit über die Hälfte Alleinerziehende Eltern, mehrere, die schon wieder in einer neuen Partnerschaft waren und nur ganz Wenige, die noch als Ehepaar ihr eigenes Kind erzogen. Ich will das nicht weiter bewerten und denke auch , dass man sich lieber trennen sollte, bevor man anfängt sich zu hassen, gebe aber zu bedenken, dass sowas auch erhebliche Auswirkungen auf die Kinder hat. Nicht nur der ganze Stress auf emotionaler Ebene, immer hin-und hergerissen zu sein, auch soll das Kind für neue Partnerschaften der Eltern offen sein, und an Wochenenden teilweise stundenlange Zugreisen auf sich nehmen ….zu einem Elternteil, was sich mehr und mehr entfremdet, da der Lebensmittelpunkt nicht mehr gemeinsam erlebt wird und die Wochenenden meist mit übertriebenen Events überschüttet werden, um sich das schlechte Gewissen zu erleichtern und das Kind mit Erfüllung aller Konsumwünsche , sowie kaum setzen von Regeln, auf seine Seite zu locken, bzw. für die fehlende entgegengebrachte Liebe zu entschädigen.
Das sollten nur ein paar Überlegungen, mögliche Erklärungen sein, von denen es aber viele verschiedene, ganz individuell , in jeder Familie mit ihren eigenen Struckturen und Werten, geben kann. Wie kommt es z.B., dass in armen Ländern, die Kinder ganz heiß darauf sind etwas zu lernen?, die gehen mit Begeisterung in den Unterricht, auch wenn der in einer kleinen Strohhütte unter schwierigen Bedingungen stattfindet. Ja, für viele die Motivation da raus zu kommen, irgendwohin, wo es keinen Hunger und keinen Krieg gibt….; aber für viele eben auch die Erkenntnis, dass einst wirklich gelerntes, nicht weg genommen werden kann und jederzeit , nützlich eingesetzt , das Überleben retten kann. Was bei diesen Kindern die jeweils genaue Motivation ist, lass ich mal dahingestellt, was aber auffällt : Die Kinder begeistern sich für das Lernen ! Auch der Lehrende begeistert sich für das lehren und das ist ein entscheidener Punkt. Es muss Schluß sein mit diesen Zwängen…ein Kind muss gerne zur Schule gehen…es muss dort Spass machen….ein Lehrer muss gerne zur Arbeit gehen…nur so kann er erfolgreich lehren. Wir müssen uns von diesen Zwängen lösen, wenn wir die Gesellschaft mehr positiver gestalten wollen. Es gibt Möglichkeiten, Denkansätze ja sogar Lösungsangebeote, nur um es kurz zu erwähnen : BGE , bedingungsloses Grundeinkommen, die es jedem ermöglichen würde, sich frei zu entscheiden, ob er eine bestimmte Tätigkeit ausüben möchte, oder nicht, wenn ja, in welchem Maße und welcher Art, aber es bestünde die Freiheit frei zu entscheiden;…… mich auf Grund meiner Begeisterungsfähigkeit für ein Thema, eine Arbeit, zu entscheiden, bringt eine ganz andere Qualität hervor,….. es wär mir das Risiko, eigentlich sehe ich gar keins, wert, ausprobiert zu werden ….aber man bleibt lieber bei den alten Ritualen der Untätigkeit, überläßt das lieber unseren Politikern und wiegt sich in Merkels Schoße in Sicherheit !
LG Micha
So ganz teile ich Ihre Meinung nicht. Ich bin auch kein Verfechter unseres staatlichen Schulsystems – aber es gibt Alternativen, die ich als Elternteil meinen Kindern ermöglichen kann.
Dass wir mit unserer Lebensweise der schnellen Trennungen und Patchwork-Familien den Kindern viel zu viel zumuten, sehe ich ganz genau so. Durch den Fokus auf das eigene Glück, fallen die Kinder in diesen Konstellationen oft hinten runter. Das wird noch mal ein richtiges Problem werden. Da fehlt bei Vielen leider die nötige Sensibilität.
Die Welt ist schnelllebig – aber zu jeder Zeit war das Leben schwierig und in Zeiten der industriellen Revolution hat man die Zeit sicherlich genau so empfunden.
Ich sehe das Problem woanders. Zum Einen wird Schule als lästige Pflicht angesehen und nicht als ein Ort, an dem man sich Wissen aneignen kann. Schon in den Familien wird abschätzig über die Schule und die Lehrer geredet. Es geht um das Einholen von Zensuren – aber ist das die Schuld der Schule? Ist es nicht eher die Aufgabe gerade der näheren Umgebung, den Kindern klar zu machen, dass Lernen eine Chance ist? Das Lernen was Tolles ist, was Spaß macht und eine Bereicherung darstellt? Wie schön ist es, selber lesen und schreiben zu können.
Zum anderen ist da die Familie, die die Aufgabe hat, den Kindern das Leben in diesen Zeiten beizubringen.
Ich arbeite in der Erwachsenenqualifizierung. Da sitzen Menschen vor mir, die schon lange nicht mehr für den Lehrer lernen, die eine eigene Meinung haben und Erfahrungen sammeln konnten. Sie haben es selbst in der Hand zu lernen oder eben nicht.
Mir macht es Spaß Neues zu lernen und auszuprobieren. Das kann ich vermitteln, aber annehmen müssen es die Teilnehmer selbst.