Als kleines Mädchen wollte ich unbedingt Schriftstellerin werden. In meiner romantischen Vorstellung besaß ich ein Haus auf dem Lande, saß beim Schreiben an einem kleinen Tisch und schaute hinaus in den riesigen verwilderten, sehr romantischen Garten. Vor mir stand eine alte Schreibmaschine, hinter mir auf dem Ofen eine Kanne Tee. Um meine Beine strichen die Katzen – mehr Personal kam in dieser Vorstellung nie vor.
Heute, Jahre später, sitze ich in einem kleinen Haus, an einem kleinen Tisch und schaue hinaus in den Garten. Dieser ist nicht verwildert, aber wenn alles blüht und grünt, finde ich ihn romantisch – jedenfalls kommen einige Stellen einem romantischen Garten schon sehr nahe. Vor mir steht keine alte Schreibmaschine, obwohl so ein Exemplar in unserem Haushalt irgendwo noch vorhanden ist. Die Kanne Tee steht hinter mir auf dem Ofen. Die Katze gibt es – allerdings steht diese vor dem Fenster und schaut mich auffordernd an. Sie will, dass ich endlich raus komme.
Das neue Jahr hat begonnen, für viele damit die Arbeit – nur ich habe keinerlei Verpflichtungen, die mich zwingen, in den nächsten Tagen früh aufzustehen und irgendwo sein zu müssen. Ich kann meinen Kindertraum von einer Schriftstellerin leben, die den ganzen Tag nichts weiter machen und keinerlei Termine einhalten muss. Nur Schreiben!
Das mit dem Schreiben hatte ich mir als Kind einfacher vorgestellt. Ich dachte damals, dass einem die Botschaften nur so aus den Fingern fließen und es so selbstverständlich ist wie atmen und essen und schlafen. Ist nicht ganz so, musste ich als Erwachsene feststellen. Deshalb habe ich diesen Teil des Schriftstellerinnenlebens nach hinten geschoben.
In den nächsten Tagen heißt es gepflegt Faulenzen, Müßiggang, nichts tun außer SEIN.