Ich finde es schwierig, nach extremen Situationen oder Ereignissen im Leben anzukommen. In diesen Situationen hat man funktioniert und alles lief wie in einem Film ab. Wenn dann das Ereignis vorbei ist und so nach und nach die Spannung von einem abfällt, brechen plötzlich alle Dämme.
Die junge Mitbewohnerin lag 21 Tage im Krankenhaus und das ich sie wieder zu Hause weiß, lässt mich so nach und nach im hier und jetzt ankommen. Erst jetzt bemerke ich, dass ich dünn häutig bin und leicht reizbar. Der geringste Anlass schnürt mir die Kehle zu.
Als ich den Flur der Intensivstation entlang ging, stundenlang im Aufenthaltsraum saß, die Mitbewohnerin im Bett liegen sah, angeschlossen an alle möglichen Maschinen, die blinkten und piepten und leuchteten, hatte ich plötzlich die ähnliche Situation mit dem Freund vor Augen. Stundenlang kämpften die Ärzte damals um sein Leben, rannten den Flur entlang, vertrösteten mich auf später, um mich dann schließlich doch ins Zimmer zu holen. Als ich ihn da liegen sah, wusste ich, dass sie mich geholt hatten, um mich von ihm zu verabschieden.
Ich musste mich diesmal nicht verabschieden.
Wir müssen jetzt ankommen, ankommen im Leben. Irgendwann erwartet unser Umfeld von uns, dass wir wieder normal funktionieren.
Wie lange es jedoch wirklich dauern wird, bleibt abzuwarten.