Ich finde, dass nirgendwo der Datenschutz so mit den Füßen getreten wird, wie in einer Arztpraxis.
Erst heute wieder. Im Auftrag meiner Mitbewohnerin war ich in einer Praxis, um einen Bericht abzuholen. Vorsorglich schrieb sie mir eine Vollmacht, dass ich berechtigt bin, diesen Brief in Empfang zu nehmen. Als ich hinkam, stand vor mir ein Mann an der Anmeldung. Er wollte einen Termin haben. Noch im hintersten Winkel der Praxis hat man verstanden, wie der Mann heißt, seine Adressdaten, einschließlich der Telefonnummer und den Grund seines Daseins. Die Schwester hat laut und deutlich für uns andere alles wiederholt.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es eine Spezialpraxis ist, in die wir nicht gehen, wenn uns ein Schnupfen plagt. Nein, da geht es so richtig ans Eingemachte.
Als ich an der Reihe war, trug ich mein Anliegen vor, holte meine Vollmacht aus der Tasche und meinen Ausweis. Die Schwester wollte die Vollmacht gar nicht sehen. Danach befragt, sah sie mich an und meinte, dass sie mir schon glaube, dass ich die sei, die ich vorgebe zu sein. Es kann da also jeder X-beliebige in die Praxis kommen und von Hinz oder Kunz einen Arztbericht abholen?
Leute, Leute – so geht das doch nicht. Es gibt schon einen Dienst nach Vorschrift. Es mag ja sein, dass es etwas länger dauert und mitunter den Verkehr aufhält, aber es sind doch sensible Daten. Die gebe ich nicht einfach raus und bitte nicht immer quer durch die Praxis brüllen. Vielleicht möchte ich ja nicht, dass der Typ, der schon die ganze Zeit so finster schaut, meinen Namen und meine Anschrift kennt. Und, liebe Menschen an der Anmeldung, es mag Euch ja nichts peinlich sein, aber mir sind bestimmte Dinge schon unangenehm. Die möchte ich nicht unbedingt jedem auf die Nase binden.