Ein Hoch auf die Marktanalyse

Wenn man ein Geschäft eröffnen will, dann wird einem geraten, das Umfeld zu erkunden. Braucht es dieses Geschäft an diesem Ort? Gibt es genügend Kunden für die Dinge, die man da anbieten möchte – dass, was man als Marktanalyse bezeichnet.
In der Theorie ist das klar – in der Praxis sieht das manchmal ganz anders aus.

Mein Büro ist am Ostkreuz in Berlin. Dort – mitten im Friedrichshain – tobt das Leben, steppt der Bär. Da gibt es Kneipen und Spätverkaufsläden und Imbisse verschiedenster Arten und Zeitungsläden und wieder ein Restaurant – alles fein säuberlich aufgereiht, wie an einer Perlenkette. Man geht eine Straße entlang und jede einzelne Lokalität ist voll. Nur ein paar Meter weiter – in einer kleinen Seitenstraße – ist es tot. Genau in einer solcher Straße, nur etwa 50 m vom anderen Geschehen entfernt, hat vor ein paar Jahren ein Laden aufgemacht, der Kuchen und Kaffee anbietet. Natürlich nicht irgendwelchen Kuchen – nein es waren immer gerade die Kuchen, die angesagt waren: in letzter Zeit Cupcake. Dieser Laden hat X Mal den Besitzer gewechselt und gestern habe ich gesehen, dass sie geschlossen haben. Endgültig aufgegeben.

Den Laden fand ich unheimlich schön: geschmackvolle Einrichtung, gutes Angebot und nette Leute hinter dem Tresen. Die haben nichts anderes gemacht, als die Läden um die Ecke und trotzdem haben sie es nicht geschafft. Der Makel: sie waren nicht auf DER Straße sondern ein paar Meter weiter weg.
Was macht einen attraktiven Standort aus? Warum sind einige Läden so super angesagt und andere – die vielleicht besser sind – fristen ein kaum beachtetes Dasein? Es ist erstaunlich, wie viele Läden in der Stadt öffnen und wieder schließen, an Standorten, wo man es kaum vermutet hätte, die jeder Marktanalyst als DIE Location ausgewiesen hätte.

Die Menschen haben eben ihren ganz eigenen Kopf, fernab von irgendwelchen Marktanalysen und Voraussagen.

 

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