Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht. (Epiktet)

Wenn man mich aus dem Tiefschlaf holt, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, kann ich sofort anfangen zu reden. Das Gesagte ist dann nicht immer sinnvoll oder besonders geistreich, aber ich fahre so mein Hirn hoch. Indem ich rede, wecke ich mich selber. Ich bin ein Morgenmensch: schwierige Überlegungen vertage ich gern auf früh und komme dann weiter als am Tag oder gar am Abend.

Die Nacht habe ich bei der Freundin geschlafen. Als der Wecker klingelte, verlor ich mich sofort in philosophische Überlegungen. In ihren Ohren redete ich vermutlich ohne Punkt und Komma. Sie bremste mich dann irgendwann aus und bedeutete mir auf ihre charmante Art und Weise, dass ich erst mal Luft holen soll und Kaffee trinken, damit sie die Chance hat, wach zu werden und mir zu folgen.

Die Natur hat es schon schlau eingerichtet: Menschen die reden und Menschen, die zuhören. Irgendwie hält sich das immer die Waage. Manche reden am Morgen, andere im Laufe des Tages, wieder andere in den Abendstunden.
Dass ich eigentlich zu jeder Tageszeit viel reden kann, gleicht sich vermutlich mit jenen aus, die nicht gern reden.

Die Freundin nimmt es gelassen und bremst mich aus, wenn ich sie mit meinem Redeschwall überrolle. Sie weiß ja, dass ich zuhören kann und still bin, wenn es darauf ankommt.

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